Gong - Die Fernsehzeitung, ca.
aus dem Jahre 1993
Mit Gimmicks und Comicals auf Hörerfang Ein Moderator macht sich zur Kunstfigur, und alle reden davon: Markus Langemann von ‚Radio Gong‘ ist seine eigene Show. |
Von JOCHEN KAHN
Na also so was! Da quatscht doch immer eine Semmel mitten ins Morgenprogramm. Sie nörgelt und stört, sie meckert und nervt. Zur Strafe wird sie in den Kaffee getunkt. Der sich mit der ‚einzigen sprechenden Semmel Deutschlands‘ herumschlagen muß, ist Moderator Markus Langemann. Mit seiner ,Morgenshow‘ bei Radio Gong in München hat er sensationelle Einschaltquoten geschafft. Ganz klar erkennt er: ‚Die Semmel ist ein Hit.‘ Schon will eine große Bäckerei sie haben, ein Fruchtsaftkonzern würde sie gerne vermarkten. Nicht nur die Semmel ist ein Renner. Markus Langemann (29), seit nunmehr sieben Jahren bei Radio Gong: ‚Wir haben uns lange überlegt, wie man heute eine gescheite Morgensendung aufbaut. Dabei haben wir weniger auf Pop-Musik gesetzt, mehr auf Comedy, Gimmicks, Kurzhörspiele. Nach jeder Musik muß ein Gag her, fünf Sekunden lang, zehn, höchstens 20, gemixt aus Flachsinn, Frohsinn und Feinsinn.‘ In diesem Sinn versteht sich Markus Langemann auch nicht als Moderator, sondern als ‚Kunstfigur‘. Aus ihm wurde schlichtweg ‚Der Langemann‘. Einer, der die Aufsteher munter macht, der ein Feuerwerk an Gags und Kalauern, der ein kleines Theater für Kopf und Ohr bietet. Dabei ist der Langemann nichtallein: Um ihn herum im kleinen Studio stehen Hunderte von ‚Jingles‘, in die er seine Standardbegleiter ‚gepackt‘ hat. Auf Knopfdruck werden die hörbar: die’Bayerncops‘, jene Polizisten, die nichts auf die Reihe bringen, oder die beiden komischen Sekretärinnen aus ,Brincksteins Firma‘. Da meldet sich ‚Alfons, der Verkehrsmelder‘ zu Wort, der wieder einmal Bären auf der Autobahn sichtete - Blaubeeren. Oder ‚Fossi und der echte Olaf‘, die in ‚Alles Klartext‘ die tiefsten Geheimnisse der Teenie-Sprache entschlüsseln: ‚Meine Software streikt megamäßig.‘ Übersetzung: ,Ich kann mich im Augenblick nicht konzentrieren.‘ Mit Spaß und Engagement sind sie alle dabei: der Langemann mit seiner dreiköpfigen singenden Morning Crew oder auch der Boris Becker. Doch was sich locker und leicht anhört, ist hart erarbeitet. Um 4 Uhr morgens aufstehen, letzte Vorbereitungen, um 6 dann drei Stunden lang auf Sendung. Markus Langemann: ‚Danach bist du erst einmal kaputt.‘ Kaum erholt, widmet sich Markus Langemann mit seiner eigenen Firma ‚Villa Media‘ anderen Aufgaben. Er arbeitet zum Beispiel mit seiner Mannschaft an Fernsehkonzepten. Das jüngste Resultat: ‚Chiffre‘ mit Sabine Sauer im ZDF. Was darf es für die Zukunft sein? Markus Langemann: ‚Noch ein paar intelligente Unterhaltungsprogramme fürs Fernsehen‘. Und: ‚Immer was Neues für die Morgenshow.‘ |