Abendzeitung, ca. Frühjahr
1997
Die Jazz-Welle geht baden Langemann übernimmt den schiffbrüchigen Sender – und blödelt gleichzeitig auf Energy. |
Eigentlich Ist er für frühmorgendllchen Wortwitz bekannt: Markus Langemann, hier ohne seine „Morgencrew". Im März will er die Frequenz der Jazz-Welle Plus übernehmen. Foto: Stephan Rumpf |
Von Silvia Liebermann
Die Tage der Jazz-Welle Plus sind gezählt. Anfang März will der momentane Hauptbetreiber und Gründer des Senders, Hans Ruland, das Tagesprogramm an den Morgenblödler Markus Langemann abgeben. Seit Dezember besitzt er mit seiner Firma „Villa Media" die Hälfte der Anteile. Denn das ambitionierte Projekt ist baden gegangen. Langemann will den Sender in seichteres Fahrwasser lenken. Relax FM soll der neue Kanal auf der Frequenz 92,4 heißen. Entspannende Unterhaltung mit Easy Listening und Pop-Balladen heißt das Konzept, das die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) genehmigt hat. Doch jetzt gibt sich Langemann geheimnisvoll. Zum Programm will er nichts sagen, und auch Ruland zweifelt, ob Relax FM zum Stichtag l. März „on air" geht. |
Bei Relax FM soll Langemann von sechs Uhr morgens bis 16 Uhr für's
Programm verantwortlich sein. Die Morgencrew-Fans befürchten: Wird
er dann noch Zeit für seine Show bei Radio Energy haben? „Klar", so
- Langemann, „von sechs bis neun sende ich gleichzeitig - live auf Relax
FM, vorproduziert auf Energy."
Am 25. Februar wird die Jazz-Welle Plus auf jeden Fall schon mal mit einem Überraschungskonzert in der Philharmonie ihren Abschied feiern. Das Jazzspektakel war bereits nach zehn Tagen ausverkauft. Jazz-Puristen weinen jetzt schon, auch für Hans Ruland ist der Abschied schmerzvoll. Er ist trotzdem stolz auf die elf Jahre, in denen er „auf dem Wege der Selbstausbeutung" den Sender leitete. Im gnadenlosen Konkurrenzkampf der kommerziellen Anbieter konnte sich die Jazz-Welle mit ihrem Marktanteil von zwei bis drei Prozent nur schwer über Wasser halten. „Die Vielfalt des Jazz verhindert seine (von vielen auch gar nicht gewollte) Vermarktbarkeit", so Ruland. Doch so ganz auf die faule Haut legen wird er sich nicht. Er plant, im Abendprogramm von Relax FM von 21 bis 23 Uhr den Hörern weiterhin eine Jazz-Time zu bieten. Avantgarde-Fans werden da allerdings wenig Trost finden, denn auch hier werden kommerziellere Klänge angestimmt. |